Begleittext / Flyer zur Ausstellung: Hochstraße tiefer legen

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Autor: Frank Laukötter (Kunsthalle Bremen) zur Ausstellung

„Hochstraße - tieferlegen!“

Städtebauliches Projekt / Kunst im öffentlichen Raum

von Dolf Bissinger und Henri Stridde

Tieferlegen ist etwas, das manchen Autos widerfährt. Autostraßen tieferlegen ist etwas Selteneres. Nach Wünschen von Dolf Bissinger und Henri Stridde soll ein solch seltenes urbanistisches Tuning in Bremen durchgeführt werden. Es betrifft die dortige Hochstraße, jene aufgeständerte Straße zwischen Rembertiring und Nordwestknoten. Sie soll umfunktioniert werden, respektive abgerissen werden.

Vor ihr Plädoyer für einen möglichen Soll-Zustand haben Dolf Bissinger und Henri Stridde die Untersuchung des Ist-Zustandes gesetzt. In der Manier von Ed Ruschas „Every Building on Sunset Strip“ haben sie die Hochstraße Stück für Stück von beiden Seiten fotografiert. Foto für Foto haben sie nebeneinander gefügt und so die Hochstraße en miniature collagiert. Die Collagen beider Seiten sind nichtsdestotrotz wandfüllend. Sie messen pro collagiertes Stück etwa einen halben mal achteinhalb Meter. Die originale Hochstraße hat eine Länge von etwa einem Kilometer, verläuft etwa auf Höhe des zweiten bzw. dritten Stocks der angrenzenden Häuser und hat vier Spuren, auf denen täglich etwa 20.000 Autos rollen. Die Collagen zeigen, wie sehr die Hochstraße als Sichtblende aus Stahlbeton den Blick auf die umzu existierende Architektur verstellt. Sie zeigen, dass ältere Gebäude sich der Hochstraße nicht zu schämen scheinen. Viele Fenster sind wie interessierte Augen auf die Hochstraße gerichtet. Ein jüngerer Bau wie das Cinemaxx scheint dagegen die in die Jahre gekommene Straße ignorieren zu wollen. Er wendet der Hochstraße als einzige Öffnungen Notausgänge zu. Den Fotos des Ist-Zustandes hängt ein Digitaldruck des Soll-Zustandes gegenüber. Er zeigt die Hochstraße aus der Luftperspektive als grünen Gürtel. Ideen der Künstler Bert Theis und Hermann de Vries aufgreifend, schlagen Dolf Bissinger und Henri Stridde vor, die Hochstraße mit Erde aufzufüllen und brachliegen zu lassen, auf dass sich die Vegetation wie bei der „Uni-Wildnis“ selbst organisiert. Langfristig verleibt sich so die Natur die Architektur ein. Ein ökologischer Abriss, der schöner und vermutlich günstiger ist als die mechanische Variante des Abrisses, vermutlich auch günstiger als die Sanierung. Als weiteren Ideengeber führen die Künstler den Schriftsteller Franz Hohler an, der in der Erzählung „Die Rückeroberung“ schildert, wie die Fauna mit der Stadt Zürich das macht, was die Flora mit der Bremer Hochstraße machen soll. Die Natur holt, nicht ohne Widerstände von Seiten der Menschen, die Kultur ein, zumindest in Teilen. Dolf Bissinger und Henri Stridde haben „Die Rückeroberung“ lesen lassen und dies aufgezeichnet. Das Video der Lesung präsentieren sie als weiteres Schaustück. Ihr Vorleser ist Bremer. Sein Haus, in dessen Wintergarten er liest, liegt in der Bremer Altstadt. Der Wintergarten als Ort der Lesung ist mit Bedacht gewählt - ein Ort der Architektur auf dem Sprung zur innerstädtischen Natur. Und auch der Vorleser ist mit Bedacht gewählt - Eberhard Kulenkampff, ehemaliger Stadtbaudirektor. Ihn konnten Dolf Bissinger und Henri Stridde gewinnen, weil sie als Urbanisten argumentieren, die differenzieren können. Sie wollen nicht die Natur alles schleifen lassen, sondern wollen nur Schlechtes schleifen, Gutes belassen und Besseres - zugunsten des öffentlichen Raumes - bauen. Ihr viertes Werk ist so eine Zeichnung für eine mögliche Bebauung des Vorplatzes des Bahnhofes. Dabei zählt die Zeichnung der Bebauung weit weniger als deren Effekt auf das Umfeld. Denn durch einen Bau bekommen die umgebenden Straßen ihre senkrechten Grenzen, insbesondere die Bahnhofstraße als die Straße, die auf die Innenstadt hin ausgerichtet ist. Voraussetzung für die Bebauung des „Tortenstückes“ aber ist vermutlich der Abriss oder zumindest die Stillegung der Hochstraße. Sie soll nicht als Sichtblende aus Stahlbeton die Stadtwanderer stören und auch nicht als Hörstück von täglich etwa 20.000 Autos die Ansässigen der je zwei bis drei angrenzenden Etagen oberhalb und unterhalb.

Auf die Art begründen Dolf Bissinger und Henri Stridde die Umfunktionierung der Hochstraße. Wie die Umfunktionierung en detail aussieht, ist noch offen. Dolf Bissinger und Henri Stridde planen diesbezüglich Anhörungen von Sach- und Fachverständigen aus den Bereichen Stadtplanung, Kunst und öffentlicher Raum sowie Architektur und Freiraumplanung. Nebenbei unterlassen sie es nicht, sich in ein radikales urbanistisches Tuning einweisen zu lassen: sprengen.

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aktualisiert: 01 01 1970 01:00